Das Privacy Magazine "prima" wird vom Berliner Datenschutzbeauftragten zusammengestellt und herausgegeben. Die regelmäßigen - an Wochentagen täglichen - Ausgaben enthalten eine Übersicht von datenschutzrelevanten Berichten der (von uns) ausgewählten Berliner und überregionalen (deutschen) Presse.

Abkürzungen der ausgewerteten Tageszeitungen

Ausgabe vom 15. Oktober 1998

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"Polizeischulung für Wachschützer
Zwei Mitarbeiter des privaten S-Bahn-Wachschutzes werden von der Polizei fortgebildet. GdP kritisiert möglichen Einblick in Ermittlungsakten. Datenschutzbeauftragter prüft den Vorgang. ... Dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, ist zu Ohren gekommen, daß die Wachschützer auch Zugang zu sicherheitsrelevanten und persönlichen Daten bekommen haben. 'Wenn das zutrifft', so Schönberg, 'ist es ein Skandal.' Die Polizeipressestelle wies die Vorwürfe entschieden zurück. ... Die Mitarbeiter der S-Bahn-GmbH würden zudem mit den Bestimmungen des Datenschutzes vertraut gemacht und hätten auch eine für diesen Bereich vorgeschriebene Erklärung unterzeichnet. ... Die Sprecherin des Datenschutzbeauftragten, Claudia Schmid, bestätigte gestern, daß der Fall datenschutzrechtlich geprüft wird. Der Polizeipräsident sei um Stellungnahme gebeten worden. Bevor diese nicht eingegangen sei, so Schmid, könne keine Bewertung erfolgen." taz 15.10.98 S. 22

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"Netzsteuer verboten
OECD einigt sich mit den USA auf mehr Datenschutz und Handelsfreiheit im Internet. ... In dem Schlußdokument der Ottawa-Konferenz heißt es jetzt, die OECD halte am Ziel fest, 'das Privatleben im weltweiten Datennetz effektiv zu schützen'. Sie anerkenne lediglich die 'Notwendigkeit, mit Industrie und Unternehmen zusammenarbeiten'. US-Handelsminister William Daley versteht diesen Passus so, daß 'der Privatsektor die Spielregeln selbst festlegen' solle. ... Die amerikanischen Internet-Firmen sollen sich bis Jahresende freiwillig einem Verhaltenskodex unterwerfen und unter anderem darüber informieren, wenn persönliche Daten gespeichert werden." taz 15.10.98 S. 19

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"Datenstrom vom Rhein an die Spree
... Jetzt ist ein Generalunternehmer europaweit ausgeguckt worden, um das in Bonn gesammelte Wissen in die Hauptstadt zu transferieren. Die Firma 'Compunet' hat den Zuschlag erhalten. ...wie das schützenswerte Gut nach Berlin gelangt: Rund 1350 randvoll mit Notizen, Daten, Adressen und Tabellen gefüllte Personalcomputer der Parlamentarier, 860 Stück bei den Fraktionen und vorläufig 500 im Verwaltungsbereich des Bundestags müssen also geleert werden. Dann unter höchster Geheimstufe und für Außenstehende verschlüsselt gesammelt und danach in die neuen Geräte in den modernen Berliner Büros gespeist werden. ... Noch ist unklar, welchen Weg die Dateien nehmen werden: Vielleicht reisen sie in bombensicheren Containern über die grünen Bundesländergrenzen? Oder sie rasen über die exclusiv für die Regierung eingereichtete, 120 Millionen Mark teure Hochgeschwindigkeitsstrecke Bonn-Berlin, eine völlig autarke und vor öffentlichem Zugang abgeschirmte Datenautobahn - schlicht Informationsverbund (IVBB) genannt? Viele Datenschützer werden sich noch lange über den Umzug des Bundestags hinaus um die Sicherheit des Highways kümmern müssen." Welt 15.10.98 S. 2

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"Kripo auf der Jagd nach betrügerischen Ärzten
LKA-Ermittlungsgruppe 'Medicus' prüft manipulierte Abrechnungen - Mehr als 200 Berliner im Visier. ... Akribisch arbeiten die Polizisten derzeit eine Liste ab, auf der 228 Berliner Ärzte stehen. Diese 'Implausibilitätsliste' stammt von der Berliner Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und betrifft den Abrechnungszeitraum I. und II. Quartal 1996. ... Inzwischen hat die KV die Abrechnungen aller Ärzte vom III. Quartal 1996 geprüft. Ergebnis dieser Plausibilitätskontrolle: 266 Mediziner sind als 'hochimplausibel' oder 'implausibel' einzuschätzen. 'Medicus' wird auch diese Liste anfordern. ... Zuweilen reichen die Indizien für einen Durchsuchungsbeschluß. Dann bekommt der Doktor in seiner Praxis Besuch von Polizei und Staatsanwaltschaft und muß seine Patientenkarteien herausrücken. ... Zudem kann jeder Krankenversicherte bei seiner Kasse die Arztabrechnung für die jeweilige Behandlung abfordern." WElt 15.10.98 S. 31

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Kommentar:
"Innenleben im Internet
... Der Drang zur Bloßstellung und Entblößung, das Innerste nach Außen kehren, hat Konjunktur. Nun hat es auch Mike Tyson erwischt. ... Wer will, kann heute im Internet nachlesen, wes Geistes Kind er ist: Ein armer Kerl, der unter Gedächtnisschwund leidet, mit Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, und, und, und. Der Befund ist amtlich, formuliert von Psychologen, Neuropsychologen und Psychiatern. ... Was als Grundlage für Nevadas Sport-Kommission gedacht war, die am kommenden Montag über die Wiederzulassung Tysons im Ring zu entscheiden hat, kommt auf den Markt der Enthüllungen. ... In Amerika wird das mögliche Leiden am veröffentlichen Leid als Teil der Buße angesehen." FAZ 15.10.98 S. 41

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